Bretagne
Wie soll man eine Region beschreiben, an deren Küste sich Himmel und Meer vermählen? Wo die Wellen des Atlantiks entfesselt auf armorikanisches Urgestein prallen? Wo der Nebel im Wald von Huelgoat Schemen der Artussage erscheinen lässt? Wo tiefe Religiosität neben ebenso tiefer Lebenslust existiert?
Die Bretagne, ein Sehnsuchtsort, angeblich ein Teil Frankreichs, in Wahrheit aber ein Land für sich. Jedenfalls sehen das so die Bretonen. Im Norden die Cote Rose, wo roter Granit in bizarr schönen Formen mit dem smaragdgrünen Meer kontrastiert. Im Westen die rauen Steilküsten des Finis Terre – finis terrae, das Ende der Welt – genau so fühlt es sich auch an. Im Süden der Golf von Morbihan mit seinen endlosen Sandstränden. Und das Innere der Bretagne mit seinen verschlafenen Dörfern, mystischen Wäldern und einsamen Kapellen.
Ganz besonders auch der Reichtum, den das Meer den Genießern guten Essens schenkt: Austern, am Morgen frisch geerntet, mit Zitrone und einem Glas Weißwein Entre Deux Mers genossen, Moules/Frites bis der Bauch platzt, Plateaux des Fruits des Mers mit allem was das Meer so zu bieten hat: Seeschnecken, Langusten, Muscheln aller Art, Fisch aller Arten, von den örtlichen Fangflotten fangfrisch auf den Tisch – man weiß nicht, wo aufhören.
Aber am schönsten ist es, morgens am Meer entlang zu laufen, die salzige Luft zu atmen, die Haare vom Wind zerzaust und das immer gleiche Rauschen der auf das Land auflaufenden Wellen im Ohr, untermalt vom Geschrei der Möwen. Die Brust weitet sich, der Blick richtet sich nach Westen in die Weite des Atlantiks. Im Osten geht langsam die Sonne auf und beleuchtet den weißen Schaum der Wellen, als wäre sie ein Maler, der sein Gemälde mit Farbe übergießt. Ein Gefühl von Freiheit, ja Unsterblichkeit, Grenzenlosigkeit – so ist sie die Bretagne.